Entscheidungsmodelle zur Analyse von Entscheidungsproblemen

 

Entscheidungsmodelle

Viele Entscheidungen sind so komplex, dass man als Entscheider gar nicht weiß, wo man anfangen soll. Um den Umgang mit solchen Situationen zu erleichtern, stellt dieser Beitrag die einzelnen Komponenten dar, in die Entscheidungsprobleme systematisch zerlegt werden können. Allein diese Transparenz hilft bereits, deutlich bessere Entscheidungen zu treffen.

 

Zweck und Aufbau von Entscheidungsmodellen

Das Anliegen der normativen Entscheidungstheorie ist es, (komplexe) Entscheidungsprobleme zu strukturieren, in einem formalen Entscheidungsmodell abzubilden und nach logischen Kriterien Handlungsempfehlungen abzuleiten. Die deskriptive Entscheidungsforschung beschäftigt sich demgegenüber mit dem tatsächlichen Entscheidungsverhalten von Individuen, Gruppen und Organisationen. Die Grundannahmen der normativen Entscheidungstheorie, nämlich die Beherrschbarkeit der Komplexität der Umwelt sowie ein sehr hohes Informationsniveau und formale Rationalität des Entscheiders, sind in der Realität selten erfüllt. Liegen wohlstrukturierte Probleme vor, können normative Entscheidungsmodelle dennoch eine Reihe sinnvoller Funktionen bei der Entscheidungsfindung erfüllen:

  • Der Entscheider wird gezwungen, das Problem zu strukturieren und tiefer zu durchdenken
  • Die Modelle stellen einen Rahmen für umfangreiche Entscheidungen (z.B. eine Standortwahl) zur Verfügung
  • Die subjektive Einstellung des Entscheidungsträgers wird offengelegt

Je nach Art des Entscheidungsproblems (z.B. Entscheidungen unter Sicherheit, Risiko oder Unsicherheit) gibt es eine Vielzahl von Entscheidungsregeln, die zu unterschiedlichen Problemlösungen führen. Angesichts der Defizite der normativen Entscheidungstheorie in der Praxis werden diese hier jedoch nicht ausführlich vorgestellt. Vielmehr legt dieser Beitrag den Schwerpunkt auf die Beschreibung, wie ein Entscheidungsproblem strukturiert werden sollte. Bereits diese Strukturierung ist aufgrund der geschaffenen Transparenz ein wertvolles Werkzeug, um die Qualität von Entscheidungen zu erhöhen.

Zur Konstruktion eines Entscheidungsmodells sind das Entscheidungsfeld und die Bewertungsmaßstäbe darzustellen. Das Entscheidungsfeld besteht aus dem Handlungsraum, dem Zustandsraum und dem Ergebnisraum. Die Bewertungsmaßstäbe umfassen das Zielsystem und die Präferenzen des Entscheiders. An die einzelnen Komponenten werden jeweils bestimmte Anforderungen gestellt.

Der Handlungsraum

Der Handlungsraum sollte vollständig sein, also alle möglichen Handlungsalternativen beinhalten (auch ungewöhnliche und die Unterlassungsalternative). Die Alternativen müssen sich gegenseitig ausschließen, also unabhängig voneinander sein.

Der Zustandsraum

Um Handlungsalternativen miteinander vergleichen zu können, ist das Umfeld zu beschreiben, in dem sie wirksam werden. Die Beschreibung der Umweltzustände sollte ebenfalls vollständig und überschneidungsfrei sein, allerdings ist auch die Relevanz der Zustände einzubeziehen. Aus der unendlichen Anzahl möglicher Zustände sind diejenigen auszuwählen, die für die spezifische Problemstellung relevant sind und deren Eintreten noch ungewiss ist. Beispielsweise ist die zukünftige Marktentwicklung für Getränkedosen ein wichtiges Datum bei der Investitionsentscheidung über eine neue Produktionslinie für Getränkedosen.

Der Ergebnisraum

Verknüpft man jeweils eine Handlungsalternative mit einem Umweltzustand, erhält man sämtliche möglichen Konsequenzen, also den Ergebnisraum. Neben einer möglichst genauen und vollständigen Beschreibung der möglichen Ergebnisse ist in der Regel darauf zu achten, nur die Ergebnisse zu berücksichtigen, die der Entscheider auch tatsächlich zu tragen hat.

Ziele

Entscheidungen setzen Bewertungen voraus. Ein erster Bewertungsmaßstab sind die Ziele des Entscheidungsträgers. Diese können ökonomischer Natur sein (z.B. Rentabilität), aber auch soziale (Arbeitsplatzsicherung) und persönliche Ziele (Machtgewinn) umfassen. Diese Ziele können unabhängig voneinander sein, im Konkurrenz zueinander stehen oder komplementär sein. Häufig sind Ziele zu abstrakt und müssen operationalisiert werden.

Präferenzen

Wenn mehrere Ziele vorhanden sind und keine Alternative existiert, die unter allen Umweltzuständen das beste Ergebnis mit Blick auf alle Ziele liefert, so ist es erforderlich, die Präferenzen des Entscheidungsträgers offen zu legen. Diese können in Form von Ziel-, Höhen-, Zeit- und Risikopräferenz bestehen. Zielpräferenz bedeutet, dass bestimmte Ziele einen höheren Stellenwert als andere einnehmen. Höhenpräferenz kann sich als Anspruchsniveau manifestieren, d.h. ein gewisser Zielerreichungsgrad wird als befriedigend angesehen. Wird die Zielerreichung bspw. zu einem möglichst frühen Zeitpunkt präferiert, spricht man von Zeitpräferenz. Unter unvollkommener Information kommt schließlich noch die Risikopräferenz ins Spiel, die zum Ausdruck bringt, wie risikobereit ein Entscheidungsträger ist.

Die dargestellte Ermittlung des Entscheidungsfelds und der Bewertungsmaßstäbe kann den Blick über die „Standard-Alternativen" hinaus erweitern, spielt die Konsequenzen durch und erfordert Ehrlichkeit seitens des Entscheiders beim Aufzeigen seiner Bewertungsmaßstäbe. Bei der vollständigen Anwendung von Entscheidungsmodellen werden nun die subjektiven Bewertungsmaßstäbe zur Bewertung des Entscheidungsfeldes verwendet und das Entscheidungsproblem wird durch Auswahl der bestmöglichen Alternative gelöst. Hierzu steht eine Vielzahl von Entscheidungsregeln zur Verfügung. Es ist jeweils die Entscheidungsregel auszuwählen, die die Präferenzen des Entscheidungsträgers am Besten widerspiegelt (bspw. die Vermeidung von Risiken) und die an die jeweilige Situation angepasst ist (bspw. Entscheidung unter Unsicherheit).

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Autor: Achim Sztuka

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